Mittwoch, 21. Januar 2015

Susan Sontag und wir


Bei der Eröffnungsveranstaltung zu "Susan Sontag Revisited" im Arsenal Kino am 20.1.15 haben Studenten vor der Projektion auf die aktuelle Situation an der dffb hingewiesen. Folgender Text wurde verlesen:
"Die Liebe, die vom Kino inspiriert wurde, war besonders. Sie wurde aus der Überzeugung geboren, dass das Kino eine Kunst war, anders als alle anderen: die Quintessenz des Modernen, offen für alle, poetisch und mysteriös, erotisch und moralisch- alles zugleich. Das Kino hatte Apostel. Kino war ein Kreuzzug. (Es war wie eine Religion.) Kino war beides, das Buch der Kunst und das Buch des Lebens."

So schrieb Susan Sontag. Ihre Worte sprechen vom Kino, doch nicht vom Kino der Gegenwart, nicht im Präsens, sondern im Präteritum. Das Kino war wie ein Kreuzzug, es hatte seine eigenen Apostel, Priester und Propheten.
Kino war eine Religion der Moderne, des Staunens, des Wunderns, mit dem bekanntlich nicht erst seit Aristoteles alles Verstehen beginnt.
Wenn Sie mir erlauben Susan Sontags Metapher weiter auszuführen, würde ich behaupten, dass einer der vielen "Tempel" dieser menschgemachten Religion die Deutsche Film- und Fernsehakademie in Berlin war.

Hier wirkten und wirken heute noch Menschen, für die Kino lebenswichtig war und immer sein wird: In dem Sinne, wie es eine Figur in Bertoluccis Film "Prima della rivoluzione" (1954) ausruft: "Man kann ohne Rossellini nicht leben" Und er meint es so. Auch wir meinen es so.

Wir fordern wieder eine Ausbildung, die Film als Kunst begreift. Als genau diese Notwendigkeit, durch die wir unser Menschsein hinterfragen und begreifen können.

Die Entscheidung für eine neue Direktion der dffb ist in der finalen Phase und unsere Forderungen werden vom Kuratorium blind übergangen. Den zuständigen Politikern geht es um Marktinteressen, um Finanzierungen, Gelder, Wirtschaftlichkeit, doch wir fordern Liebe zum Film, Film als Kunstform. Wir fordern Cinephilie, nostalgisch und teleologisch zugleich.

Ist das naiv? Ideologisch? Pathetisch?
Doch was ist Cinephilie wenn nicht naiv, ideologisch und pathetisch?
Wir fordern eine cinephile Ausbildung anstatt der Bedienung von Marktinteressen.
Wir fordern eine Direktion, die die dffb nicht zur Produktionsstätte von entmenschlichtem und trivialem Kino verkommen läßt.
Wir wollen eine Kunstakademie mit einer künstlerischen Leitung, festen, prägenden Dozenten und alternativen Seminarformen.
Wir fordern Offenheit.
Wir fordern Poesie und Mysterium.
Wir fordern Erotik und Moral.
Alles zugleich!

Wir fordern in einem Wort: Film
 

Um mit Rabbi Hillels Auspruch in den "Sprüchen der Väter" zu enden: (frei übertragen)
Wenn nicht wir, dann wer?
Und wenn nur wir, was sind wir?
Und wenn nicht jetzt, wann dann? 

Die Mahnwache am Mittwoch...

...Guerilla-Taktik: mit einem frommen "Guten Morgen" bahnten sie sich den Weg durch die versperrten Hallen. Am Ende gab es Earl Grey und Anis - Kümmel in kochendem Wasser. Die beheizte Vorstube der Macht spendete behagliche Wärme. Unsere Gastgeberin beherztes Engagement...


Dienstag, 20. Januar 2015

"Maidan" von Sergei Loznitsa am Mittwoch im dffb-Kino!

49. dffb Filmabend geht  mit den "Wiederständen" weiter!

Diesen Mittwoch am 21.01 wird um 20:00 Uhr der Film "Maidan" von Sergei Loznitsa
in Anwesenheit des Regisseurs und Q&A im Anschluss gezeigt.

Majdan Nesaleschnosti, der zentrale Platz der ukrainischen Hauptstadt Kiew, wird kurz Maidan genannt. Die Abkürzung ist zum Symbol der Bürgerrevolution gegen das Wiktor Janukowytsch Regime geworden. Für die meisten westlichen Zuschauer war es eine televisionäre Revolution, die sich auf abendliche Beiträge in den Nachrichtensendungen beschränkte.

Sergei Loznitsas Film Maidan wurde bereits wenige Monate nach den entscheidenden Kiewer Ereignissen vollendet. Der Film folgt der Entwicklung der Revolution: Von friedlichen Kundgebungen von einer halben Million Menschen am Maidan bis zu den blutigen Straßenschlachten zwischen den Aufständischen und der Bereitschaftspolizei.

Seine langen, ruhigen, unkommentierten Einstellungen formieren sich nicht nur allmählich zu einem Narrativ, sondern zu etwas viel Größerem:
Loznitsa erhebt sich über die gegenwärtigen politischen Themen und blickt auf die wahre Natur des Aufstands als ein soziales, kulturelles und philosophisches Phänomen, als eine kraftvolle Mischung aus Begeisterung, heroischem Kampf, Terror, Zivilcourage, Hoffnung, Solidarität, Volkskultur, Passion und Selbstaufopferung.

Im Anschluss wird der Regisseur Sergei Loznitsa mit uns über seine Erfahrung und über die filmische Auseinandersetzung eines Aufstands reden.   

Hier geht es zum Trailer:
https://www.youtube.com/watch?v=JrZAnlIgZpg

Da sind wir wieder!



Mittwoch, 14. Januar 2015

Mahnwache / Tag 13 / Herr Böhning, Herr Böhning...



Der Spiegelartikel "Kämpferische Traditionspflege" - ein Interview zur Lage der dffb

"Rechtlich hat zwar der Senat die Entscheidungsgewalt, aber wir wollen, dass der neue Direktor der DFFB im Konsens mit Studenten und Lehrenden der Akademie bestimmt wird. Mann kann eine Institution wie die DFFB nicht bloß nach Management-Prinzipien leiten."